Spanien/Costa Brava  (1988)        


Streckenverlauf (1.619 km)
Rauenberg - Mulhouse - Besancon - Lyon - St. Etienne - Le Puy - Mende - Rodez - Albi - Toulouse - Tarbes - Lleida - Taragona - Salou

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Tourempfehlung:

  Stierkampf in Tarragona. Auch wenn als blutig verschrien, eine Veranstaltung mit Reiz.
 

Campingplatz:
  Camping Salou am östlichen Ortsausgang direkt am Strand.

 

 

 

Eine Fahrt nach Spanien sollte die zweite große Motorradtour werden. Geplant war die Stadt Taragona an der Costa Brava anzufahren, einen Campingplatz zu suchen und 14 Tage herrlich zu faulenzen.

Erlebtes:

Geplant war eigentlich die Tour zu zweit. Wolfgang, immer noch mit seiner SR500, und bei mir war aus der Suzuki inzwischen eine GSX750EF geworden. 2 Wochen vorher schloss sich noch ein befreundetes Pärchen der Tour an, was ein großes Glück für uns werden sollte. Hierdurch war noch eine Kawa GPZ750 mit von der Partie.
Wolfgangs SR hatte leider mit einem Lichtmaschinenschaden schon bei einer Odenwaldtour ihren Dienst versagt und stand deshalb noch bis zum Vorabend der Tour in der Werkstatt. Abends vor der Abfahrt holten wir die Maschine frisch repariert und mit strahlendem Besitzer von der Werkstatt.

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Wieder ging es früh los um eine großen Teil der Strecke am ersten Tag zu bewältigen. Aus unserer Jugoslawientour hatten wir schließlich gelernt und nun einen strengeren Zeitplan angelegt. Bereit nach 30 Kilometern zog Wolfgang auf einen Parkplatz. Das Gepäck wurde kontrolliert und Wolfgang hörte ob sein Single noch die richtigen (Klapper-)Geräusche von sich gab. Weiter ging's über Mulhouse Richtung Besancon. Bei Besancon gingen wir von der Autobahn um bis an unser Ziel über die Landstrassen zu fahren. Auf etwa halber Strecke von Besancon nach Lyon und nach 2 kurzen Hörproben von Wolfgang hatte seine SR schon so eine Geräuschentwicklung aus dem Kurbelgehäuse, dass wir schon kurzzeitig unseren geplanten Urlaub schwinden und das Klapperteil schnellstens wieder in eine heimige Werkstatt schleppen sahen.
Nach wilden Herumgezuchtel, ratlosen Monologen, wildem gestikulieren und einer größeren Anzahl von Flüchen hatte Wolfgang sich beruhigt und mit der Lage abgefunden. Um doch noch den wohlverdienten Urlaub am Meer genießen zu können, ließ er sich von dem uns gefassten Plan B überzeugen.
Wir verteilten sein Gepäck über die beiden verbliebenen Bikes, Wolfgang kam bei mir auf den Sozius und die SR wurde mitleidlos auf dem dortigen Marktplatz abgestellt.

Leider wollte trotz alles Widrigkeiten auch das Wetter nicht richtig sommerlich mitspielen. Etappenweise musste wir in die Wurstpellen. Gegen Abend erreichten wir Mende und fanden am Orteingang einen Campingplatz.
Gleich wurden noch Kekse und Rotwein besorgt, und Wolfgang (beruflich und deshalb auch ehrenhalber zum Koch ernannt) machte sich schon mal darüber die Reispfannen auf Temperatur zu jagen. Zu diesem Zweck wurde sein alter Bundeswehrbenzin-Kocher zum Einsatz gebracht. Während er begeistert versuchte seinen Kocher mit diversen Stichflammen zur Arbeit zu überreden, begab sich der Rest der anwesenden Camper auf respektvollen Abstand. Aber es sollte schließlich doch gelingen eine warme Mahlzeit zu bekommen.

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Früh am nächsten Morgen ging es weiter über die Landstraßen bis nach Toulouse und dann in die Pyrenäen über ein Hochplateau. Dann über die spanische Grenze bis nach Huesca. Eine Abkürzung nach Lleida Richtung Taragona kostete uns dann noch weitere 2 Abendstunden da der Belag wohl für jedes Stockcarrennen geeignet gewesen wäre.
Erst gegen 22.00 Uhr kamen wir in Taragona an und fanden am Ortsausgang einen Campingplatz. Durch ein Felstor kam man unmittelbar an den Sandstrand. Herrlich. Wir bauten also schleunigst die Zelte auf, gönnten uns eine Dusche und unser Chef de Cuisine machte sich gleich wieder an seinen Bunsenbrenner.
Beim Essen unterhielten wir uns noch angeregt darüber wie unnütz doch dieser 4 Meter hohe Erdwall den schönen Blick aufs Meer verschandelte, da zitterte plötzlich die Erde. Ein Pfeifen kam immer näher, wurde zum Tosen und schließlich wussten wir was dieser Erdwall bedeutete -Eisenbahnlinie-. Selbstverständlich war das wohl die am stärksten frequentierte in ganz Spanien, aber mit der Müdigkeit des ganzen Tages in den Knochen war uns das alles ziemlich einerlei und es wurde sich aufs Ohr gelegt.

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Nachdem uns auch am Morgen beim Frühstück mindestens 5 Züge beehrten, war am nächsten Tag schnell der Entschluss klar sich einen anderen Platz zu suchen. Wir fuhren also 11 km weiter nach Salou an einen Campingplatz mit direkten Zugang zum Strand. Dort wurde dann der Tag richtig am Strand genossen.
Abends dann die nächste Überraschung: Aus der wohltuenden Dusche lief aufbereitetes Salzwasser. Ein ganz neues Vergnügen. Nach der notwendigen Grundreinigung und dem Entfernen der Salzschicht hatte wir alle ordentlich Hunger und starteten Richtung Salou-City.

Strand Costa Brava

 

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Der Tag war noch nicht richtig angebrochen, kam schon das nächste Erlebnis. Morgens gegen 5 wurde es auf einmal flutlichthell im Zelt. Schlaftrunken dachten wir schon an ein spanischen Ufo, was sich nach Sichtung in einen riesigen Schlepper mit 8 aufgesetzten Scheinwerfern wandelte. Erst einmal wach folgten wir dem Ungetüm zum Strand, wo mit einer Vorrichtung der Sand durchkämmt und von Abfall gereinigt wurde.
Kaum zurück auf der Luftmatratze hörten wir schon einen alten Diesel über den Platz kommen. Die Müllabfuhr sollte uns beehren. Am Vortag hatten wir noch die Mülltonne von unserem Stellplatz 5 Meter entfernt, doch dies wurde nun täglich wieder vom öffentlichen Dienst korrigiert. Selbstverständlich war die Nachtruhe dann spätestens um 7 Uhr empfindlich gestört, wenn durch das Aufwärmen der Plastiktonnen in der Sonne ein Chanel Nr. 5 -Duft über die angrenzenden Plätze zog.

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Auch mein Geburtstag wurde in Salou gefeiert. Es sollte abends mal richtig viel Sangria geben. Das Restaurant mit dem wohlschmeckensten Gesöff hatten wir gleich am ersten Abend erwischt uns als Favorit eingestuft. Trotzdem kam es schließlich so, dass wir an diesem Abend noch die Geschmäcker einiger anderer Restaurants durchprobierten und schließlich, irgendwann spät, auf dem Campingplatz eintrafen. Dort bestellte Wolfgang mutig noch einen letzten Liter Sangria bei dem es der Wirt wohl ganz besonders gut gemeint hatte. Anstatt fruchtig schmeckte das Teil nach einem übermächtigen Anteil Likör. In dieser Phase wollten wir aber nichts verkommen lassen, und so wurde auch dieser Krug restlos geleert, was meinem Zeltcompagnon doch reichlich beim durchkriechen des Zelteingang einige Probleme bereitete.

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Morgens wurde sich dann mit gebremsten Schaum aus dem Zelt gequält, nach dem uns die Müllwerker wieder die geliebte Mülltonne nahe vors das Zelt gestellt hatten.
Während wir schon zu dritt gemütlich beim Frühstück saßen, kam Wolfgang aus dem Sanitärgebäude und fragte nach einem Einmalrasierer mit dem er seinen 14-Tagebart, der allerdings wie 2 Tage bei normalen Bartwuchs aussah, zu Leibe rücken wollte. Ich gab ihm ein frisch verpacktes Teil und er zog wieder Richtung Dusche. 10 Minuten später stand er vor uns, ein Handtuch um das Kinn mit der Frage: "Wo hast Du denn die Dinger gekauft. Da braucht man ja einen Waffenschein dafür!"
Wir sahen uns alle fragend an und Wolfgang nahm das Handtuch von seinem Kinn... -  über das ganze Gesicht verstreut waren rote Punkte zu sehen. Schätzungsweise 200 Schnitte musste er sich wohl mit der neuen Klinge reingeschmettert haben. Auf jeden Fall war das Gelächter groß, obwohl sich Wolfgang nicht erklären konnte, was es wohl zu Lachen gab.

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So verbrachten wir unserer 14 Urlaubstage ganz in dem Städtchen Salou und ließen es uns richtig gut gehen.
Die Rückfahrt begannen wir früh am Morgen, da es entsprechend schnell und früh am Tag auch schon heiß wurde.
Die ganze Strecke wurde, wie bei der Anfahrt, auf den Landstraßen zurückgelegt. Um Lyon wurden wir aber von einem deftigen Gewitter überrascht. Trotz dem anfänglichen Gedanken die Nacht durchzufahren, hatten wir uns aber glücklicherweise entschlossen die Zelte trotz Regen aufzuschlagen, ein gutes Abendessen im Restaurant auf dem ausgesuchten Campingplatz einzunehmen, und der Luftfeuchtigkeit mit französischem Rotwein zu begegnen. Früh morgens hatte der Regen aufgehört und wir konnten unser Rückfahrt fortsetzen.
Entlang unserer Anfahrtsroute kamen wir auch wieder im französischen Dorf an, wo wir Wolfgangs SR zurücklassen mussten. Das Gepäck wurde wieder auf die SR umgeladen und Wolfgang fuhr vorneweg.
Endlich wieder die eigene Maschine unter dem Hintern, ließ er es auf den Landsträßchen richtig krachen. Auf der deutschen Autobahn kurz vor dem Rasthof 'Freiburg' hatte jedoch die wiedergewonnene Lust am biken ein jähes Ende. In voller Fahrt - Gott sei Dank Geradeausfahrt - blockierte das Hinterrad. Die SR war unwiderruflich am Ende.
Also erneut das Gepäck umladen, SR wieder aussetzen, und dann ab nach Hause.

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Tags darauf haben wir unsere 2-fach havarierte Yamaha per Anhänger zurückgebracht.
Diagnose: festgefressenes Kugellager der Kurbelwelle.
Laut Wolfgang das einzige Teil, dass er an diesem Motor noch nicht gewechselt hatte.

Trotzdem...auch mit etwas Glück ging alles gut und wir hatten eine wunderbare Zeit an der Costa Blanca.