Streckenverlauf (1.619 km)
Rauenberg - Mulhouse - Besancon -
Lyon - St. Etienne - Le Puy - Mende - Rodez - Albi - Toulouse - Tarbes - Lleida
- Taragona - Salou
Tourempfehlung:
Stierkampf in Tarragona. Auch wenn als blutig verschrien, eine Veranstaltung mit Reiz.
Campingplatz:
Camping Salou am östlichen Ortsausgang direkt am Strand.
Eine Fahrt nach Spanien sollte die zweite große Motorradtour werden. Geplant war die Stadt Taragona an der Costa Brava anzufahren, einen Campingplatz zu suchen und 14 Tage herrlich zu faulenzen.
Erlebtes:
Geplant war eigentlich die Tour zu zweit. Wolfgang, immer noch mit
seiner SR500, und bei mir war aus der Suzuki inzwischen eine GSX750EF geworden. 2
Wochen vorher schloss sich noch ein befreundetes Pärchen der Tour an, was ein
großes Glück für uns werden sollte. Hierdurch war noch eine Kawa GPZ750 mit von
der Partie.
Wolfgangs SR hatte leider mit einem Lichtmaschinenschaden schon bei einer
Odenwaldtour ihren Dienst versagt und stand deshalb noch bis zum Vorabend der
Tour in der Werkstatt. Abends vor der Abfahrt holten wir die Maschine frisch
repariert und mit strahlendem Besitzer von der Werkstatt.
* * *
Wieder ging es früh los um eine
großen Teil der Strecke am ersten Tag zu bewältigen. Aus unserer Jugoslawientour
hatten wir schließlich gelernt und nun einen strengeren Zeitplan angelegt.
Bereit nach 30 Kilometern zog Wolfgang auf einen Parkplatz. Das Gepäck wurde
kontrolliert und Wolfgang hörte ob sein Single noch die richtigen (Klapper-)Geräusche
von sich gab. Weiter ging's über Mulhouse Richtung Besancon. Bei Besancon gingen
wir von der Autobahn um bis an unser Ziel über die Landstrassen zu fahren. Auf
etwa halber Strecke von Besancon nach Lyon und nach 2 kurzen Hörproben von
Wolfgang hatte seine SR schon so eine Geräuschentwicklung aus dem Kurbelgehäuse, dass wir schon kurzzeitig unseren
geplanten Urlaub schwinden und das Klapperteil schnellstens wieder in eine
heimige Werkstatt schleppen sahen.
Nach wilden Herumgezuchtel, ratlosen Monologen, wildem gestikulieren und einer
größeren Anzahl von Flüchen hatte Wolfgang sich beruhigt und mit der Lage
abgefunden. Um doch noch den wohlverdienten Urlaub am Meer genießen zu können,
ließ er sich von dem uns gefassten Plan B überzeugen.
Wir verteilten sein Gepäck über die beiden verbliebenen Bikes, Wolfgang kam bei
mir auf den Sozius und die SR wurde mitleidlos auf dem dortigen Marktplatz
abgestellt.
Leider wollte trotz alles
Widrigkeiten auch das Wetter nicht richtig sommerlich mitspielen. Etappenweise
musste wir in die Wurstpellen. Gegen Abend erreichten wir Mende und fanden am
Orteingang einen Campingplatz.
Gleich wurden noch Kekse und Rotwein besorgt, und Wolfgang (beruflich und
deshalb auch ehrenhalber zum Koch ernannt) machte sich schon mal darüber die
Reispfannen auf Temperatur zu jagen. Zu diesem Zweck wurde sein alter
Bundeswehrbenzin-Kocher zum Einsatz gebracht. Während er begeistert versuchte
seinen Kocher mit diversen Stichflammen zur Arbeit zu überreden, begab sich der
Rest der anwesenden Camper auf respektvollen Abstand. Aber es sollte schließlich
doch gelingen eine warme Mahlzeit zu bekommen.
* * *
Früh am nächsten Morgen ging es weiter über die Landstraßen bis
nach Toulouse und dann in die Pyrenäen über ein Hochplateau. Dann über die
spanische Grenze bis nach Huesca. Eine Abkürzung nach Lleida Richtung Taragona
kostete uns dann noch weitere 2 Abendstunden da der Belag wohl für jedes
Stockcarrennen geeignet gewesen wäre.
Erst gegen 22.00 Uhr kamen wir in Taragona an und fanden am Ortsausgang einen
Campingplatz. Durch ein Felstor kam man unmittelbar an den Sandstrand.
Herrlich. Wir bauten also schleunigst die Zelte auf, gönnten uns eine Dusche und
unser Chef de Cuisine machte sich gleich wieder an seinen Bunsenbrenner.
Beim Essen unterhielten wir uns noch angeregt darüber wie unnütz doch dieser 4
Meter hohe Erdwall den schönen Blick aufs Meer verschandelte, da zitterte
plötzlich die Erde. Ein Pfeifen kam immer näher, wurde zum Tosen und schließlich
wussten wir was dieser Erdwall bedeutete -Eisenbahnlinie-. Selbstverständlich
war das wohl die am stärksten frequentierte in ganz Spanien, aber mit der
Müdigkeit des ganzen Tages in den Knochen war uns das alles ziemlich einerlei
und es wurde sich aufs Ohr gelegt.
* * *
Nachdem uns auch am Morgen beim Frühstück mindestens 5 Züge
beehrten, war am nächsten Tag schnell der Entschluss klar sich einen anderen
Platz zu suchen. Wir fuhren also 11 km weiter nach Salou an einen Campingplatz
mit direkten Zugang zum Strand. Dort wurde dann der Tag richtig am Strand
genossen.
Abends dann die nächste Überraschung: Aus der wohltuenden Dusche lief
aufbereitetes Salzwasser. Ein ganz neues Vergnügen. Nach der notwendigen
Grundreinigung und dem Entfernen der Salzschicht hatte wir alle ordentlich
Hunger und starteten Richtung Salou-City.
* * *
Der Tag war noch nicht richtig angebrochen, kam schon das
nächste Erlebnis. Morgens gegen 5 wurde es auf einmal flutlichthell im Zelt.
Schlaftrunken dachten wir schon an ein spanischen Ufo, was sich nach Sichtung in
einen riesigen Schlepper mit 8 aufgesetzten Scheinwerfern wandelte. Erst
einmal wach folgten wir dem Ungetüm zum Strand, wo mit einer Vorrichtung der Sand
durchkämmt und von Abfall gereinigt wurde.
Kaum zurück auf der Luftmatratze hörten wir schon einen alten Diesel über den Platz
kommen. Die Müllabfuhr sollte uns beehren. Am Vortag hatten wir noch die
Mülltonne von unserem Stellplatz 5 Meter entfernt, doch dies wurde nun täglich
wieder vom öffentlichen Dienst korrigiert. Selbstverständlich war die Nachtruhe
dann spätestens um 7 Uhr empfindlich gestört, wenn durch das Aufwärmen der
Plastiktonnen in der Sonne ein Chanel Nr. 5 -Duft über die angrenzenden Plätze zog.
* * *
Auch mein Geburtstag wurde in Salou gefeiert. Es sollte abends mal richtig viel Sangria geben. Das Restaurant mit dem wohlschmeckensten Gesöff hatten wir gleich am ersten Abend erwischt uns als Favorit eingestuft. Trotzdem kam es schließlich so, dass wir an diesem Abend noch die Geschmäcker einiger anderer Restaurants durchprobierten und schließlich, irgendwann spät, auf dem Campingplatz eintrafen. Dort bestellte Wolfgang mutig noch einen letzten Liter Sangria bei dem es der Wirt wohl ganz besonders gut gemeint hatte. Anstatt fruchtig schmeckte das Teil nach einem übermächtigen Anteil Likör. In dieser Phase wollten wir aber nichts verkommen lassen, und so wurde auch dieser Krug restlos geleert, was meinem Zeltcompagnon doch reichlich beim durchkriechen des Zelteingang einige Probleme bereitete.
* * *
Morgens wurde sich dann mit gebremsten Schaum aus dem Zelt
gequält, nach dem uns die Müllwerker wieder die geliebte Mülltonne nahe vors das
Zelt gestellt hatten.
Während wir schon zu dritt gemütlich beim Frühstück saßen, kam Wolfgang aus dem
Sanitärgebäude und fragte nach einem Einmalrasierer mit dem er seinen
14-Tagebart, der allerdings wie 2 Tage bei normalen Bartwuchs aussah, zu Leibe
rücken wollte. Ich gab ihm ein frisch verpacktes Teil und er zog wieder Richtung
Dusche. 10 Minuten später stand er vor uns, ein Handtuch um das Kinn mit der
Frage: "Wo hast Du denn die Dinger gekauft. Da braucht man ja einen Waffenschein
dafür!"
Wir sahen uns alle fragend an und Wolfgang nahm das Handtuch von seinem Kinn...
- über das ganze Gesicht verstreut waren rote Punkte zu sehen.
Schätzungsweise 200 Schnitte musste er sich wohl mit der neuen Klinge
reingeschmettert haben. Auf jeden Fall war das Gelächter groß, obwohl sich
Wolfgang nicht erklären konnte, was es wohl zu Lachen gab.
* * *
So verbrachten wir unserer 14 Urlaubstage ganz in dem Städtchen
Salou und ließen es uns richtig gut gehen.
Die Rückfahrt begannen wir früh am Morgen, da es entsprechend schnell und früh
am Tag auch schon heiß wurde.
Die ganze Strecke wurde, wie bei der Anfahrt, auf den Landstraßen zurückgelegt.
Um Lyon wurden wir aber von einem deftigen Gewitter überrascht. Trotz dem
anfänglichen Gedanken die Nacht durchzufahren, hatten wir uns aber
glücklicherweise entschlossen die Zelte trotz Regen aufzuschlagen, ein gutes
Abendessen im Restaurant auf dem ausgesuchten Campingplatz einzunehmen, und der
Luftfeuchtigkeit mit französischem Rotwein zu begegnen. Früh morgens hatte der
Regen aufgehört und wir konnten unser Rückfahrt fortsetzen.
Entlang unserer Anfahrtsroute kamen wir auch wieder im französischen Dorf an, wo
wir Wolfgangs SR zurücklassen mussten. Das Gepäck wurde wieder auf die SR
umgeladen und Wolfgang fuhr vorneweg.
Endlich wieder die eigene Maschine unter dem Hintern, ließ er es auf den
Landsträßchen richtig krachen. Auf der deutschen Autobahn kurz vor dem Rasthof
'Freiburg' hatte jedoch die wiedergewonnene Lust am biken ein jähes Ende. In
voller Fahrt - Gott sei Dank Geradeausfahrt - blockierte das Hinterrad. Die SR
war unwiderruflich am Ende.
Also erneut das Gepäck umladen, SR wieder aussetzen, und dann ab nach Hause.
* * *
Tags darauf haben wir unsere 2-fach havarierte Yamaha per
Anhänger zurückgebracht.
Diagnose: festgefressenes Kugellager der Kurbelwelle.
Laut Wolfgang das einzige Teil, dass er an diesem Motor noch nicht gewechselt
hatte.
Trotzdem...auch mit etwas Glück ging alles gut und wir hatten
eine wunderbare Zeit an der Costa Blanca.