Streckenverlauf ( 2.225 km)
Rauenberg - Saarbrücken (Grenze) -
Paris - Bordeaux - San Sebastian (Grenze) - Bilbao - Valladolid - Salamanca -
Vilar Formoso (Grenze) - Coimbra - Pedrogao
Tourempfehlungen:
Stadttour Lissabon (mindestens 3 Tage einplanen!)
Fahrt an die Algarve - über die Küstenstraße von Albufeira bis in die
Seefahrerstadt Sagres.
Campingplatzempfehlung:
Parque Municipal de Campismo in Pedrogao. Weitläufiger Platz nur etwa 200
Meter von Strand und City.
Nach unserer Vortour diesen Jahres an den Lago di Garda, sollte der Sommerurlaub nach Portugal gehen. Bereits 1987 war ich dort schon an der Algarve mit dem damals noch als Geheimtipp geltenden Städtchen Albufeira.
Diesmal sollte das
Ziel die Atlantikküste sein mit eventuellen Ausflügen an die Algarve.
Dauer: 21 Tage
(18.08.-07.09.1990
Teilnehmer: Wolfgang (von seiner anfälligen SR500 jetzt auf der Honda VF750)
Martin & Denice (GPZ750)
Karin >zum ersten mal auf Motorradurlaub<
& Josef (GPZ900R).
Erlebtes:
Die Strecke hatten wir in 3 große Abschnitte eingeteilt.
1. Etappe: Saarbrücken - Paris - Royan
(1.050 km)
2. Etappe: Royan - San Sebastian -
Salamanca (846 km)
3. Etappe: Salamanca - Coimbra -
Figueira da Foz (337 km)
Die
erste Etappe sollte bis kurz vor die spanische Grenze gehen, bis Royan, unterhalb
des Beckens von Arcachon. Die zweite Etappe bis nahe der portugiesische Grenze, und
als letzte Etappe bis an den Atlantik.
Da die erste Etappe mit gut 1.100 km Distanz die gewaltigste
war, wurde die Abfahrt auf morgens 5 Uhr festgelegt.
Alle hatte sich morgens pünktlich in Rauenberg versammelt, das Gepäck wurde auf
die Maschinen verteilt, und dann ging es auf die Autobahn Richtung
Saarbrücken. Kurz vor dem Kreuz Mutterstadt wurde ich von Wolfgang überholt, der
eindeutig Zeichen gab, dass die dritte Maschine nicht mehr im Pulk war.
Unvermittelt hielten wir an der Abfahrt Schifferstadt auf dem Standstreifen und
warteten in der beginnenden Dämmerung auf Denice & Martin. Als nach 10 Minuten
immer noch nichts zu sehen war, sprang Wolfgang auf sein Bike, fuhr auf die andere Seite und wieder zurück um die Abkömmlinge einzusammeln. Nach
langen, guten 30 Minuten kamen beide Maschinen wieder bei uns an.
Merkwürdigerweise hielt auch ein Auto.
Der Grund für die Misere war verloren gegangenes Gepäck von Wolfgangs Maschine.
Martin konnte glücklicherweise der entgegenkommenden Ausrüstung trotz der
Dunkelheit ausweichen und einen Sturz vermeiden. Ein freundlicher Autofahrer
hielt an und nahm die Gepäckstücke mit auf.
Wir inspizierten die stark ramponierte Zeltausrüstung von Wolfgang, fanden aber
mein Zelt, welches er auch geladen hatte, nicht bei den havarierten
Gegenständen. Ein Blick auf die Honda machte alles klar....das Zelt hing am
Expander noch am Gepäckträger und hatte damit gute 20 Kilometer schleifend auf
dem Asphalt hinter sich. Ein riesiges Loch war direkt in der Zeltspitze zu
erkennen.
Karin, als Motorradneuling, sah inzwischen schon den Urlaubsbeginn als schwer gefährdet, doch der
diesmalige Plan B hieß Weiterfahrt nach Saarbrücken und bei Ladenöffnung ein
neues Zelt kaufen.
Nach diesem kleine Faux pass, der uns noch 2 Stunden Aufenthalt in Saarbrücken
bescherte, konnte das Tagesziel nicht mehr erreicht werden. Wir kamen trotzdem
gut voran und trafen gegen 19 Uhr auf einem kleinen Übernachtungsplatz südlich
von Poitiers ein.
* * *
Nach eiskalter Nacht ging es morgens gegen 7 Uhr wieder auf die Piste. Der stechende Steiß vom Vorabend war vergessen, meldete sich aber unverhofft wieder nach kurzer Fahrt. Vor allen Dingen Karin musste sich daran erst einmal gewöhnen. Wir fuhren über die spanische Grenze bei Biarritz, über Santander, vorbei an herrlichen Badestränden, die uns aber trotz 35 Grad verwährt blieben. Auf der Schnellstraße Richtung Burgos mussten wir mangels Bäume und den dadurch fehlenden Schatten für eine Pause die Schnellstraße verlassen und uns unter einer Brücke ausruhen. Mit isotonischen Getränken und nach gut 45 Minuten Pause ging's dann wieder weiter. Abends gegen 19.30 Uhr fuhren wir vor Salamanca einen Campingplatz an. Der leckere Geruch schon am Eingang war nach einer erfrischenden Dusche der Auslöser die geplante Kochermahlzeit gegen einen gemütlichen Platz in Restaurant, bei einer gut gekühlten Cerveza, einzunehmen.
* * *
Über Nacht hatte es etwas geregnet
und so mussten wir am Morgen unsere Zelte nass einpacken. Die Fahrt ging bei
dichter Wolkendecke und unangenehmer schwülwarmer Witterung weiter. An der
Grenze nach Portugal befanden wir uns aber wieder unter Schäfchenwolken. Die Uhren wurden eine Stunde zurückgestellt, und weiter ging's um
endlich das Meer zu sehen.
Unser angestrebtes, geplantes Ziel 'Figuera da Foz' erwies sich aber als
Riesenpleite. Der Campingplatz war ohne jeglichen Schatten und der Boden
eine einzige Steinplatte. Ein Blick in den Campingführer verwies auf einen interessanten Platz,
ebenfalls direkt am Meer, ungefähr 50 Kilometer weiter in Pedrogao. Irgendwann
zweigte die Straße Richtung Meer ab, der Fahrbahnbelag wurde fürchterlich
schlecht, und wir waren schon der Meinung, dass dies nicht der richtige Weg sein
konnte, als das Ortsschild Pedrogao auftauchte.
Der Campingplatz war schnell gefunden und wir hatte auch gleich ein schattiges
Plätzchen entdeckt.
Beim Aufbau stieg uns dann plötzlich ein herrlicher Essensduft in die
Nase. Nebenan war eine Hähnchenbräterei und der Koch bereitete gerade auf großen,
gehälfteten Blechfässern, die als Grill dienten, lecker Hähnchen zu. Auch ohne
Worte war klar, wie der Abend verlaufen würde. Also schnellstens unter die
Dusche und dann ab zum Hennereissen.
Wir bestellten im Lokal 5 halbe Hähnchen mit
allem Drum und Dran und wunderten uns noch über die verdutzte Mine des Obers.
Als dann die Teile anrollten war alles klar. Es waren keine halben Hähnchen, wie
bei uns als Portion üblich, sondern ganze Hühner. Es wurde immer ein komplettes
Teil in Stücke frisch vom Grill geliefert und nach Verzehr gleich das Nächste
aufgetischt. Dazu kamen zwei riesige Platten mit Salat und etliche Lagen frisches Bier.
Nach
dem dritten Freilaufhuhn gaben unser beiden Mädels auf, nach dem Vierten waren
auch wir geschafft und mussten die fünfte Portion abbestellen. Schließlich kamen
auch noch die Pommes Frites an, die mangels Masse kurzfristig aus richtigen
Kartoffeln geschnitzt wurden, aber fast nicht mehr in die Mägen passten.
Auch vom Bier hatten wir schon genug, als der Kellner abermals mit einer neuen
Lage Bier bediente. Wir wollten schon den Übeltäter unter uns ausmachen, der mit
wahrscheinlich unbedeutender Geste dies Lage georderte hatte, als uns der Kellner
zum Freibier einlud.
* * *
An den Gang auf den Campingplatz konnte sich am nächsten Morgen keiner mehr
so recht
erinnern. Irgendwie waren wir alle im Zelt gelandet und hatten geschlafen wie
die Steine.
In Pedrogao blieben wir insgesamt 5 Tage, wobei wir unter anderem zum Schneckenkosten
von den Fischern eingeladen wurden, wir viel Spaß am riesigen Sandstrand hatten,
und eine Strandkneipe mit frischer Cerveza ebenfalls vorhanden war.
Auch zum Hennereisen sind wir
nochmals angetreten. Diesmal hatten wir aber die
Portionen und auch die Lagen an Bier etwas besser im Griff.
Etwas merkwürdig waren jedoch die Wetterverhältnisse an diesem Strandabschnitt.
Vormittags noch wunderbar Sonnenschein, war so gegen 14 Uhr alles gelaufen. Von
Land her kamen Regenwolken auf und es regnete ca. 2 Stunden. Jeden Tag hatten
wir dieses Spielchen. Also fassten wir nach dem fünften Aufenthaltstag, ganz
entgegen unseren bisherigen Urlaubsgewohnheiten, den Entschluss weiter südlich
unsere Zelte aufzuschlagen.
* * *
Unser ausgesuchtes Ziel sollte Vila Nova de Milfontes sein. Das Ortschäftchen liegt etwas südlich von Lissabon, an der Flussmündung des Flusses Mira. Der Campingplatz war diesmal etwas außerhalb der Ortschaft, zwar schön gelegen, aber der Gang zum Strand stellte sich doch -in Badeschlappen- als anstrengender Fußmarsch heraus. Man musste das ganze Städtchen durchqueren um am anderen Ende an den Strand zu gelangen. Milfontes hatte aber das deutlich bessere Klima. Sonnenschein über den ganzen Tag war hier garantiert.
Von hier aus sollte auch eine Tour
nach Lissabon möglich sein. Die Bahnverbindung stellte sich aber als wenig
komfortabel heraus. Von der verbleibenden Zeit wäre nur ca. 4 Stunden für eine
Stadtbesichtigung in Lissabon geblieben. Wir beschlossen hier auch ein paar Tage
zu bleiben und später die letzten 3 Urlaubstage direkt in Lissabon mit
ausgiebiger Stadttour zu verbringen.
Nach zwei Badetagen wollten Wolfgang und ich unsere Tour nach Albufeira fahren,
um nachzusehen, was sich in den 3 Jahren seit unserem ersten Besuch so getan
hatte. Die Anfahrt führte über Meisterwerke der portugiesischen Straßenbaukunst.
Das die Bikes das aushielten und wir nicht auch noch herunterfielen war schon
ein Glück. Albufeira selbst hatte sich wirklich gewaltig verändert. Wir suchten
unsere alte Strandbeize auf, die wir aber fast nicht mehr wieder erkannten.
Früher eine kleine Holzbaracke mit frischem Fisch und Grillhähnchen, war das
Teil auf die dreifache Größe gewachsen und hatte inzwischen das Flair von
Klein-Holland und Great Britain. Auf dem schnellsten Wege machten wir uns nach
einer Cola wieder zurück nach Milfontes.
In den Nächten oder besser am frühen Morgen war jedoch auch einiges auf dem
Platz geboten. Zum Einen gab es eine große Drogen-Razzia der Polizei auf dem
Nebenplatz, eines Nachts schrie ein Esel wie verrückt und wurde mit einer
Maschinengewehrsalve zum Schweigen gebracht und last but not least war in
unserer letzten Nacht noch Livegesang angesagt. Dieser war aber so daneben, dass
wir -anfangs noch Lachend- fast nicht in den Schlaf fanden...
* * *
Unsere letzte Etappe führte zu einem
Campingplatz am Stadtrand von Lissabon. Da wir schon früh am Nachmittag
eintrafen, glaubten wir an dem ausgehändigten Stadtplan zu erkennen, dass der
Weg nach Belem zum Hieronymus-Kloster gut zu Fuß erreichbar wäre. Wir machten
uns auf den Weg und kamen nach 2 Kilometern zu der Erkenntnis, dass der Maßstab
der Karte wohl nicht gerade exakt war. Zudem führte der Weg geradewegs durch die
Slums von Lissabon. Trotz mulmigem Gefühl in der Magengegend ließ es sich
Wolfgang aber nicht nehmen, sein Fotoapparat baumelnd am Handgelenk zu tragen.
Aber es ging alles gut. Nach weiteren 1,5 Kilometern waren wir am Tejo und damit
unmittelbar vor dem Kloster angekommen.
Zuerst ging es zum Seefahrermonument von 'Heinrich dem Seefahrer'...
danach zum Kloster.
Nach ausgiebiger Besichtigung nahmen wir
uns noch den Turm von Belem vor, mussten aber danach schon wieder den Heimweg
einschlagen. Diesmal nahmen wir jedoch den Bus zu Hilfe.
* * *
An den Folgetagen ließen wir uns einmal am Praca do Comercio absetzen, besichtigten die Innenstadt mit dem Elevator (gebaut von Eifel),...
...das Castel de Sao Jorge und den botanischen Garten, am dritten Tag wurde der Diebesmarkt aufgesucht. Bei dieser Gelegenheit besorgte sich Wolfgang einen Steckschlüsselsatz um seine Honda vor der Heimfahrt gut durchzuchecken. Vor Reisebeginn hatte seine Maschine schon ein Ölleck, welches er mittels Draht zum Stillstand brachte. Dies sollte vor der Rückfahrt noch einmal einen Check bekommen.
* * *
Die Rückfahrt nahm ebenfalls 3 Tage
in Anspruch. Am ersten Tag mussten wir noch mit Wolfgangs Reparatur kämpfen,
welche der Honda einen Ölverbrauch von 1 Liter Öl auf 100 Kilometer einbrachte.
Des Öfteren startete unser Pulk an Ampeln in einer Wolke aus grauem Öldampf.
Übernachtet wurde wieder in Salamanca, wo wir des abends der Honda aus dem
Kunststoff eines Werkzeugbeutels eine provisorische Dichtung bastelten. Damit
war zumindest sichergestellt, dass uns der Ölverbrauch der Honda nicht die
letzten Urlaubspeseten kostete.
Am zweiten Rückreisetag wurde die Strecke Salamanca bis Bordeaux bewältigt.
Schließlich kamen wir nach einer letzten Gewaltetappe (1.250 km) ab Bordeaux
wieder zuhause an.